Nats/ July 22, 2015/ one world tour 2015, südamerika 2015

(22.07.15) Ronald hält mir die Augen zu und bringt mich an den Rand, nein, nicht des Wahnsinns sondern den der ersten Terrasse. Aber wahnsinnig ist es doch, als er die Hand wegnimmt, nämlich beeindruckend. Mir schießen wieder Tränen in die Augen als ich auf die wunderschön angelegte Ruinenstadt blicke. Sie ist so anmutig. Ich freu mich und Sonne strahlt mit mir, was hier wohl nicht selbstverständlich ist. Hier zwischen diesen mächtigen und überragenden Gebirgszügen der Anden auf einer tieferliegenden Anhöhe gelegen, die schon etwas Kraft kostet erklommen zu werden liegt der alte Gipfel, Machu Picchu, die wohl bekannteste Tempelanlage der Welt. Gebaut wurde sie von den Inka im 15Jh., im Laufe der Jahrhunderte von der Natur zurückerobert und zugewachsen, dann 1911 wiederentdeckt und nach und nach wieder freigelegt. Auf diesem heiligen Boden des Inkareiches tummeln sich täglich durchschnittlich 3000 Schaulustige, nehmen ihm damit natürlich die Magie und Energie zu wirken. So bleibt mir erstmal nur die Architektur zu bestaunen. Von den erdbebensicheren und zum Teil mörtelfrei gemauert Gebäude sind noch sehr viele Wände übrig, manchmal fehlt es ihnen an der ursprünglichen Höhe. Das damalige Bauwissen ist beeindruckend, sie sind manchmal so akkurat gemauert, wirken sogar fast modern. Aber ob man das heute noch so hin bekommt…?! Rundherum sind Unmengen an Gartenterrassen, auf denen damals die Nahrung zur Versorgung der Bewohner angebaut wurde. Die ganze Anlage ist davon eingefasst. Wir entkommen dem Touristenstrom ein wenig als wir zu einer alten Inka-Brücke laufen, die zu einem Teil des berühmten Inka-Trail gehört. Der Weg führt am Abhang entlang, ist noch original – und genauso kauen wir original Kokablätter, um ausreichend Power zum Wandern zu haben. Eine halbe Stunde lässt man etwa zwei Esslöffel trockenen Grünzeugs im Mund, danach ist mein Mund betäubt, es ist also doch noch ausreichend Kokain in den Blättern für eine örtliche Betäubung. Wir machen auch eine Opfergabe, jeder sucht sich drei perfekte Kokablätter aus und dann darf er sich drei Dinge hintereinander wünschen. Nach jedem Wunsch pustet man auf die Blätter und ihn damit fort, ich denke mal, um ihn über der Tempelanlage auf den Weg zu bringen. Dabei stehen wir endlich mal alleine auf einer der Terrassen und blicken auf Machu Picchu. Jetzt fühlt es sich endlich mal sakral und spirituell an. Anschließend werden die angewünschten und bepusteten Blätter in einen beliebigen Spalt in der Mauer gelegt – ich würde gerne wissen wieviele Wünsche diese Mauer schon erfüllt hat. Auf der Rückkehr fahren wir nicht die ganze Strecke mit den Zug, sondern mit dem Wagen quasi in den Sonnenuntergang. Ronald wollte mir unbedingt das Kreuz des Südens am Himmelszelt über den Anden zeigen. Dabei gibt es eine weitere Opfergabe, diesmal mit Mais-Bier – erst ein bisschen verschütten und den Rest trinken, aber das Glas muss von beiden Händen umschlossen sein. Die Götter müssen verrückt sein…

Per Zug durch die Anden entlang des Flusses Urubamba, der Überblick auf die magische Tempelanlage, die Sonnenuhr, die Tempelanlage von der anderen Seite mit Blick auf den Steinbruchrest, Ronald und ich machen Koka-Blätter-Opfergabe, ein Lama dumm am rum am gucken, ein Wohnhaus, bei dem an der Mauer links das heimische Meerschweinchengehege zu finden ist. And the Oscar goes to…Machu Picchu.