Nats/ November 5, 2023/ an eastside story (mainly Croatia)

Und dann hieß es Abschied nehmen, das geht nie so öl-glatt, der letzte Blick auf die Peninsula Prilovo, auf dem meine Familie ihr letzte Ruhestätte gefunden hat, haucht einem immer Wehmut ein. Abschied nehmen ist ja immer ein bisschen Sterben, und mit dem Blick aufs Familiengrab nur zu wahr. Nun ging es also nach Zagreb, meinen Pass abholen und eine Hochzeit feiern. Diesmal sollte es mit dem Bus in die Haupstadt gehen, und so geschah es auch, trotz nur knapper zehn Minuten für den Transit von der Fähre zum Busbahnhof schafften wir es “locker”.

In Zagreb hatten wir eine Unterkunft mit selbst-check-in, was dann eine nächtliche Ankunft erleichterte, und am nächsten Tag führen wir dann wieder mit dem Bus, diesmal aber zum Flughafen, um dort unseren Leihwagen abzuholen und von dort direkt zur Botschaft durchzustarten. Mit dem Reisepass sowie dem dort eingeklebten Immigration Visa konnte es in zwei Tagen dann über den großen Teich gehen, auf in die neue Welt… 😉

Doch erst einmal sollte es noch traditionell werden: Wir wohnten einer Hochzeit bei, wie sie sicher im Buch für kroatische Lebensart steht! Die Tochter meines Großcousins trat vor den Traualtar und gab eine riesige Party im Wäldchen oberhalb Zagrebs. Wir wussten nicht, was wir zu erwarten hatten, langsames zusammenrotten begann um 17 Uhr, sogleich mit einem Begrüßungsbuffet – neben reichlich Getränken und Aperitifs.

Ein dalmatinischer Männerchor mit Gitarren, Violine und Cajon sorgte für traditionelle Hintergrundmusik, wobei in meiner Welt diese ja im “Hintergrund” spielt, hier aber schon lautstark unterhielt. Nach einer Stunde gab es die Trauung, in Kroatien kann man die Trauung wo immer man will abhalten lassen, die Standesbeamten kommen auf Wunsch und nach Gebührenordnung zum Ort des Feierns.

Nach dem großen Ja-Sagen wurde natürlich freudig gratuliert, gute 120 mal 😉 Die Boygroup trällerte derweilen parallel und die Gäste stimmten nach und nach alle mit ein. In dem Außenbereich, der Ort der Begrüßung und zur Trauung war ging es schon ziemlich wild her. Singende, zum Teil gröhlende, überwiegend hüpfende Kroaten, ringelreihten sich zwischendurch, glücklich sahen sie alle aus! Und dann sehr lustig auch die vielen Menschen, die wir von Vis und Komiza kennen, Menschen, die man nur im Sommerdress kennt kommen einem in Anzug und Abenkleid entgegen, herrlich!

Nach weiteren anderthalb Stunden ging es dann endlich rein. Ich fragte mich die ganze Zeit, wo denn ein Gabentisch war … döööön gibt’s hier nicht. Es gibt hier Umschläge. Ich schob meine Geschenkverpackung (Es war in der Tat ein Umschlag aber nach deutscher Art hübsch verpackt) von einer Ecke in die andere, wie wird das wohl zu übergeben sein…?! 😉

Als man dann endlich saß, gab es nach 30 Minuten die Suppe! Und dann stand auf dem Menü anderthalbstunden später der Hauptgang, da müssen die sich vertan haben! Nee, haben die nicht, denn nach der Suppe wurde erstmal getanzt! Und zwar wild! Alle auf die Beine! Der Hauptgang wurde serviert und gleichzeitig mit das Dessert-Buffet aufgebaut, ein Traum! Dann wurde wieder getanzt! Also man konnte quasi unauffällig und wiederholt zum Nachtisch tanzen, sehr fein 😉

Da wir am nächsten Morgen früh raus mussten (3:30Uhr ging der Wecker) wollten wir zeitig die Segel streichen. Doch dann kam ein nächster Programmpunkt, das Fotografieren der Gäste mit dem Hochzeitspaar. Wir schlichen uns zu einem günstigen Zeitpunkt dazwischen, ich übergab schnell mein Geschenk, den die eigentliche Übergabe war gegen Mitternacht angesetzt. Es geht dann so, dass jeder nach vorne geht (einzeln, Pärchen, Familien), ihren Umschlag übergeben und dann eine Kleinigkeit als Erinnerung vom Brautpaar als Dankeschön bekommen.

Was wir verpassten: Den Eröffnungstanz, um Mitternacht gab es dann nochmal Gegrilltes, dann die riesige Torte, es folgt die Geschenkübergabe, um 3 Uhr gab es dann nochmal Gulasch – gefeiert wurde bis 5! Um 5 Uhr waren wir schon am Flughafen! Wir hätten eigentlich durchmachen sollen…