Nats/ December 13, 2019/ heile welt/ kleine philosophie, on the other side (mainly USA)

Bäume machen glücklich. Und derer bunte vielleicht sogar noch mehr!? 😉 Als ich vor viereinhalb Jahren das erste mal den hiesigen Hain mit Regenbogen Eukalyptus aufsuchte, umarmte ich die hölzernen Gesellen – sollten sie doch Energie spenden und Endorphine freisetzen. Und tatsächlich fühlte ich mich damals nach meiner stämmigen Kuschel-Einheit euphorisiert und happy. Klingt esoterisch? Ich denke eher an bereits Jahrtausende andauerndes Eins-sein der Naturvölker mit ihrer Umwelt.

Dass Wälder an sich beruhigend wirken liegt auf der Hand: sanft rauschende Blätter, duftende Böden und Pflanzen, eine spezielle Stille und natürliche Farben, die den Augen schmeicheln – ein Erlebnis für alle Sinne. Und es geht noch tiefer, denn mit den Botenstoffen der Bäume werden nicht nur andere Gewächse und Tiere sondern auch der menschliche Körper erreicht.

Schon der Anblick des Waldes genügt, damit der Blutdruck sinkt, der Puls sich verlangsamt und die Konzentration des Stresshormons Cortisol beispielsweise abnimmt. Japaner nennen übrigens das tiefe Eintauchen in den Wald – eine der beliebtesten Therapieformen in Japan – “Waldbaden”. Dazu gehört eben auch das Umarmen der Bäume sowie das sich der Natur hingeben. Wer Waldbaden betreibt, taucht richtig ein, geht im Bewusstsein der Gesundheit durchs Gehölz, macht Atemübungen, meditiert und legt sich nieder, um die heilenden Kräfte mit allen Sinnen aufzunehmen. Bäume verströmen Terpene, um nützliche Insekten auf Schädlingsbefall aufmerksam zu machen. Oder um andere Bäume zu warnen, ihre chemischen Schutzmechanismen hoch zu fahren, wenn Fressfeinde nahen. Der Wald stärkt das menschliche Immunsystem und schützt sogar ein stückweit vor Krebs, da Aufenthalte im Wald die Produktion der sogenannten Killerzellen anregen. Die eingeatmeten Terpene regen ebenso die Produktion von Botenstoffen an, welche dafür verantwortlich sind Blutdruck und Blutzucker sowie Stresshormone zu senken und können Depressionen mildern. Was alles jedoch nur beim Spazieren gehen und genießen funktioniert – denn wer mit dem Mountainbike durch den Wald brettert oder mit der Puls-Uhr im Blick hindurch rennt bekommt keinen vollen “Wald-Bade-Effekt”.

Doch zurück zu den bunten Bäumen auf Kaua’i! Ich wollte einfach mal wieder hin, mich euphorisieren, was für Leib und Seele tun, ist es doch einer meiner Lieblingsorte hier. Und so strebten wir (apropos fürs leibliche Wohl sorgen) ein Picknick an, holten uns Fisch-Tacos und Bier und mäanderten mit dem Auto in die Berge zum “Keahua Arboretum”, wie der traumhafte und bunte Park heißt.

Die Luft war feucht, der Boden verströmte einen torfigen Duft, die Farben der Rinden leuchteten grün, rotbraun, gelb – es sah wundervoll einladend aus. Wir nahmen uns ein Handtuch, setzen uns unter einen schönen dick-stämmigen Eukalyptus, lehnten uns an und genossen das Picknick. Es begann zu regnen. Aber wer sagte denn, das zum Waldbaden nicht auch ein Dusch-Gang gehören kann 😉 Wir aßen auf, trockneten uns im Wagen ab und waren glücklich. Welch Waldbad!