Nats/ July 12, 2015/ nordamerika 2015, one world tour 2015

(12.07.15) Go West – wir wollen heute nämlich mal das Meer sehen. Nach soviel trockenen Gebieten soll es zum Frühstück nach Santa Monica gehen. Oder vielleicht doch ins benachbarte Malibu?! Dann wird es plötzlich Venice Beach. Haha, hier stellen sich scheinbar sehr dekadente Fragen, aber irgendwie gleicht ein strandig-sandiger Vorort eh dem anderen: sportlich aktive und hübsche Menschen, chromglitzernde Oldtimer, von Palmen umwachsene Gebäude, viele posende Flanierer. Dabei wird man im Verkehrsfluss mitgerissen, es ist echt verrückt, dass es bei so vielen Autos trotzdem irgendwie wie am Schnürchen läuft, Blechlawine ja, aber es bleibt alles rücksichtsvoll und im Flow. Es dauert allerdings bis wir sowas wie ein Frühstückscafè finden, ich glaube wir haben in Europa da einfach eine andere Kultur. Wir bauen uns deshalb spontan selber was nach unserem Gusto, kann man prima selber basteln! Dazu kaufen wir uns Kaffee, Saft, Sandwich und vereinen unser Gedeck auf einer Shopping-Mall-Terrasse mit Pazifikblick. Das bunte Treiben der umherwuselnden Venice-Beach-Eingeborenen nehmen wir als Frühstücksfernsehen hin, so geht Reality-TV. Und Action: “Oh. My. God. Amaaazing!” Im Anschluss geht es dann nach Downtown Los Angeles, einfach auf die gleiche Stadtautobahn, nur diesmal rüber machen in den Osten. Dieses Prinzip, sich nach den Himmelrichtungen zu orientieren, hilft uns cruisenden Gästen beim Zurechtfinden. Hinzu kommen die glücklicherweise endlos langen Straßen, die sich gitterförmig über das Stadtgebiet legen. Im historischen Stadtkern wechselt es dann zwischen abgewrackt, verrückt, cool, stylisch oder einfach Business – dieser Stadtteil wirkt wirklich wie gelebt, nicht bloß wie eine Kulisse. Obwohl – auch hier begegnen wir Filmorten, im bildhübschen Bradbury Building wurde beispielsweise Blade Runner gedreht. Auch einen grandiosen Pub finden wir hier, also nix wie rein! 🙂 Den Tag und nunmehr auch meinen gesamten USA-Aufenthalt abgerunden soll mein abendlicher Besuch im ‘Hollywood Bowl’. Die musikgeschichtsträchtige open air location unter’m Hollywood-Schild macht schon ohne Konzert andächtig. Die amerikanische Indie-Rock-Band “Death Cab For Cutie” lockte mit mir 18000 Zuschauer in die bestuhlte Klangschale und ließ uns alle beseelt nach 1:45h zurück. Besonders schön: Das meist sitzende Publikum springt (!) bei den gefühlvollen acoustic-songs auf und singt, sich wiegend, mit. Das macht’s noch emotionaler. Doch plötzlich weiß ich gar nicht, was ergreifender ist, denn wenn die Stimme von Sänger Ben Gibbard nur noch von einem Hauch seiner Gitarren- oder Klavierklänge begleitet alle Zuschauer verstummen lässt und bei vielen Liedern einfach ganz alleine diesen riesigen Luftraum hier erfüllt, uuh, a melody softly soaring through my atmosphere…

Unsere Berliner Waldbühne fasst zwar noch ein paar Menschen mehr, aber der Hollywood Bowl ist schon echt beeindruckend. Vorallem mit dem Blick auf den berühmten Schriftzug. Der Sound war geil, die Musik wunderschön, dazu eine laue Sommernacht, tolles Konzert.

In dem tollen Pub gab es außer tollen Plakaten auch tolles Bier: ‘Reverend Nats,’ es rühmt sich damit Cider, Bier und Wein zu vereinen – passt… 😉

Erst Frühstück am Venice Beach, dann bummeln in Downtown. Im Bradbury Building treffen wir auf noch weitere knipsende Blade-Runner-Fans. Und zurück in Hollywood stoßen wir dann zufällig auf Charlie’s sowie Kermit’s Studio – Applaus, Applaus, Applaus!