Nats/ September 15, 2020/ an eastside story (mainly Croatia)

Er war der letzter Kater mit Gehänge. Manchmal glaubte ich gar, dass Spotty seine Männlichkeit mit Zurückhaltung, aber Stolz trägt. Alle Katzen der Umgebung sind schließlich kastriert; aber auch sterilisiert, mit seiner einzigartigen Produktivität konnte er somit sowieso nix mehr reissen…

Es war langer Weg dort hin, dass in Milna nicht mehr jedes Jahr dutzende Miniflauschis geworfen wurden. Zuhauf gab es jahrzehntelang im Frühjahr wollknäulgroße Wollknäule die fröhlich fauchmiauten, auf unseren Terrassen tollten und das Leben lernten. Wohin immer damit? Die meisten überlebten den Winter in der Einsamkeit hier nicht. Und manche Kätzchen wurden von jenen wilden Katern getötet, die nicht der Vater waren. Andere konnten in den letzten Jahren gar zum Festland vermittelt werden und entkamen der Insel auf diese Weise. Manche blieben aber in der Bucht zurück, überlebten – und vermehrten sich weiter. Früher haben die alteingesessenen Fischer die frisch geborenen Kätzchen noch ins Meer geworfen. Aber das wird hier glücklicherweise seit zehn-/ fünfzehn Jahren nicht mehr praktiziert.

Nun ist dennoch endlich Schluss mit stetem Nachwuchs. Die weibliche, jüngere Generation von Milna hat es in den letzen drei Jahren durchgezogen und die feline Nachwuchskette unterbrochen. Manchmal rottetete man einen Haufen Bucht-Katzen zusammen und ließ einen Veterinär auf die Insel kommen – quasi Schnippschnapp to go. Oft mussten die Tiere aber auch nach Split gebracht werden, was hieß: zweieinhalb Stunden Fährfahrt, Tierarzt, zweieinhalb Stunden Fährfahrt. Stress.

Alle, außer Spotty hatten es schon hinter sich. Aber als vergangenes Jahr die letzte große Aktion anstand, war der schwarz-weiße Schatz durch Krankheit geschwächt. Nun war es jedoch endlich so weit.

Auf der Fähre ist es übrigens Laut. Es dröhnt und vibriert. Und man ist zudem als freilaufendes Tier ja plötzlich in eine kleine Kiste gefercht. Für gefühlt eine halbe Ewigkeit! Miauuuu! Für unsere Wildkatze sicher eine Zumutung. Spotty dachte sicher: Just beam my up, Scotty! Hol mich hier raus! Er konnte nicht ahnen, dass die Gefangenschaft in der Nacht zuvor noch nicht das schlimmste gewesen war. Am Vorabend hatten wir ihn in unseren Sportraum eingesperrt. Und da hat er dann auch die halbe Nacht rumgeturnt…

Morgens gab es dann dort Panik-Häufchen zur Begrüßung, dass nenn’ ich mal “Schiss haben” im wahrsten Sinne. Und als wir versuchten das Stinktier zu reinigen, ist er dann auch noch abgehauen, ach du Kacke, die Fähre kommt doch gleich! Da Spotty aber die hungrigste Katze überhaupt ist und mein Mann ein Katzenflüsterer, hat das Rappeln mit dem Futter plus rufen ihn nach zehn Minuten aus dem Busch gelockt. Und zack, ab in die Box.

Das schlimme, herzzerreißende Miauen kam während den Überfahrten nur ab und an. Zum Glück, denn der Klang des Leidens ist gar fürchterlich. Aber im Auto abgehauen war er dann auch nochmal – Haare, Duftmarken und was weiß ich noch alles gilt es nun dort zu reinigen. Als wir nach neun Stunden wieder daheim waren, war der Kastrat schon in seiner Box erwacht und ganz lieb. Als wenn nix gewesen wäre 🙂