Nats/ July 7, 2020/ an eastside story (mainly Croatia)

Seit Jahrzehnten hing ein bestimmtes Szenario wie ein Damoklesschwert über uns schippernde Ausflügler: Wenn der Boots-Motor erstürbe, dann landeten wir umgehend in Italien! Italien, ja, das war das unausweichliche, unfreiwillige Ziel, denn wenn du erst einmal aufs offene Meer hinausgeweht würdest in deiner kroatischen Nussschale, dann kannst du dich einfach nur noch treiben lassen…

Die Alternative zum wellen- sowie wind-forcierten Ausflug an die italienische Küste wäre dann nur noch: Paddeln. Nicht oft kam dies vor, aber oft genug, um zu erkennen, dass ein bisschen Muckis in den Armen schon hilfreich sind. Das große Problem ist dabei der Nachmittag.

Am Nachmittag kommt der Maestral über’s Meer. Das ist kein brummiger, dalmatinischer Pirat, nein, es ist ein Wind. Welcher eigentlich gar nicht sooo hohe Wellen produziert, aber hier heißt es klassisch: klein, aber o-ho! Es erscheint manchmal schon mit Motor so, als wenn man nur schwer gegen diese kleinen Wasserhügel ankommt; aber wenn es ums Rudern geht, braucht es schon einiges an Kraft.

Und so trug es sich zu, dass wir einen Motor ausgeliehen bekamen, weil wir für unsern Außenborder lange Zeit auf ein Ersatzteil wartet mussten. Wir wagten uns nach Wochen des Wartens und Rausfahren-Wollens mit dem Ersatz-Gerät auf die adriatische See. Es war von Anfang an nicht einfach ihn anzubekommen, wir hatten Probleme das Gas aufrecht zu halten, dennoch lockte uns das Meer.

Und so machten wir eine kleine maritime Rundfahrt zum Abend hin, genossen ein paar der vorgelagerten Inselchen, übten uns im Angeln und fuhren bei Sonnenuntergang gen Küste zurück. Die Sonne verschwand, die Küste kam näher, der Motor ging aus. 300 Meter vor dem Ziel. Doch aus 300 Metern werden schnell derer 400, wenn man nicht schnell handelt. Italien.

Ich versuchte mich am Ruder, ich paddelte, ich strengte mich an, ich kam nicht von der Stelle. Hinter mir hörte ich meinen Mann den Seilzug betätigen, hörte aber partout keine Motorgeräusche. Es half nichts, er musste ran. Mit seinen Muskeln kamen wir voran, sechs Pferdestärken waren verstummt, nun musste eine Manneskraft her.

Und wir schafften es, gegen der Maestral und noch vor Dunkelheit wiegten wir uns in den Rettenden Hafen – Italien muss also weiterhin auf uns warten…