Nats/ April 24, 2019/ a westside story (mainly Germany), heile welt/ kleine philosophie, on the other side (mainly USA)

Ebony and ivory, live together in perfect harmony, side by side on my piano… (Paul McCartney)

Es ist schon seltsam, wie die Welt funktioniert. Wie war das mit der Globalisierung? Und wie mit der grenzenlosen Liebe? United Nations? Und was war mit den Weltstädten als Schmelztiegel? Trotz romantischer Vorstellungen von der vereinigten Welt sind sich Millionen, Milliarden, ach, unzählige Menschen überhaupt nicht gewogen. Schwarz und Weiß harmonisieren also Seite an Seite am Piano, aber auf allen Kontinenten erklingt Disharmonie, wie ein ungestimmtes Klavier, mit schmerzhaft reißenden Saiten.

Dabei muss es nicht die Hautfarbe sein, die einen Unterschied macht, auch nicht die Religion mit ihren verschiedenen Kulturkreisen, es reichen schon leicht unterschiedliche Lebensarten, die zu Verwunderung führen können und harsche Urteile nach sich ziehen. Selbst Europäer und Amerikaner – so gleich und doch so unterschiedlich! Komische Amis…! Komische Europäer…! Wo fängt eigentlich Engstirnigkeit an und wo beginnt Akzeptanz und Verständnis für ein “Anders sein”, für andere Lebensweisen, anderes Aufwachsen, anders gesellschaftlich geschult werden, andere Gebaren, Ausdrucksarten und Sprachen.

Und dann sind da überall “diese Eindringlinge”. Früher wurde man noch als Gastarbeiter eingeladen oder von der Freiheitsstatue willkommen geheißen oder man wurde einfach von Kontinent zu Kontinent verschifft. Überall wurden Länder besetzt, Ureinwohner unterdrückt oder gleich getötet. Heißt das, es gibt dadurch heutzutage allerorts unerwünschte Menschen? Länder, die früher wild rum-kolonialisiert haben, möchten sich heute am liebsten hinter Mauern verstecken und Einzäunen. Rächt sich so die eigene Geschichte?

Und so wie in der westlichen, eher hellhäutigen Welt oft dunkelhäutigere Menschen als Invasoren stigmatisiert werden und diese sich manchmal unwillkommen fühlen müssen, so kommen wir “Weißen” hier auf Kaua’i manchmal auch ins Grübeln. Ich bin hier auch ein Eindringling, verspreche mir ein vielleicht besseres Leben. Und genauso tun es sehr, sehr viele weiße US-Amerikaner vom Festland – nicht ganz liebevoll “Howlies” genannt – die ins Paradies wollen und das ursprüngliche, eh schon kolonialisierte Hawai’i stellenweise in einen Abklatsch Kaliforniens verwandeln. Geht so Ghettoisieren? Oder wird es einfach zur schleichenden Übernahme?

Die Hawaiianer sind sehr lieb, haben große Familienverbände, sind naturverbunden, gastfreundlich und haben Aloha im Herzen – aber man merkt, dass man ihnen ein Stück ihrer ursprünglichen Heimat wegnimmt. Und manchmal wird man dann halt auch seltsam gemustert, weil man ist ja eventuell wieder ein Eindringling mehr, der in das gelobte, sonnige Land will und es besetzt, aussaugt, umgestaltet…?

Und die Moral von der Geschichte? 😉 Es bleibt eine Gratwanderung – wo die “Neuen” sich respektvoll in ihrer zunächst fremden Umgebung eingliedern, ja, adaptieren müssten. Und zwar verteilt und nicht gerottet. Und wo die Alteingessenen begrüßender und offener sind, um sich dann schlussendlich gegenseitig zu bereichern, indem man das Bestehende bewahrt und es gemeinsam veredelt. So geht Schmelztiegel, so geht legieren. Klingt aber einfacher als es ist…

Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free, the wretched refuse of your teeming shore; send these, the homeless, tempest-tost to me, I lift my lamp beside the golden door!


“Gebt mir Eure Müden, Eure Armen, Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren, die bemitleidenswerten Abgelehnten Eurer gedrängten Küsten. Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen, hoch halte ich mein Licht am goldenen Tor!”

Inschrift Statue of Liberty